Tag 6

26.10

Kurs Süd:

Unsere Zuflucht am Saltstraumen ist uns fast lieb geworden. Die Hütte,

die wir zu 13. bewohnen ist eigentlich zu klein für so viele Leute. Aber

wir arrangieren uns damit und die Enge lässt uns zusammenrücken. Jeder

nimmt Rücksicht auf jeden und der Gemeinsinn wird gestärkt. Wir haben

miteinander gekocht, , gegessen gelacht, sauber gemacht was nicht sauber

zu halten war, "gewohn" und vor allem die Annehmlichkeiten einer

Behausung von einer ganz neuen Seite schätzen gelernt.

Zugegeben war das hier nicht der ursprüngliche Plan, aber eine der

möglichen Optionen im Falle der witterungsbedingten Erfordernisse stelle

dieser Ort schon in der Planung auch dar.


Am Samstagmorgen heißt es dieses Quartier aufzugeben. Wie Sheckelton die

Endurance verlassen wir das vertraute Schiff am Saltstraumen und begeben

uns wieder in die Ungewissheit - zumindest mittelfristig. Denn was der

Süden bieten wird wissen wir ja auch noch nicht wirklich.

um 6Uhr geht es an diesem Morgen los: wir machen das Hüttlein klar und

hinterlassen es geschniegelt und gebügelt. Vielen, vielen Dank an den

Camping Platz Betreiber, der uns hier mit den Worten "nein zelten lass

ich euch in dem Dreckswetter hier nicht!! - ihr kommt mir in einem

Hüttchen unter!".


Dann stehen wir an der Bushaltestelle, und warten auf den Bus nach Bodö.

Der Busfahrer schüttelt zuerst den Kopf als der 13 gestalten sieht die

mit großem Gepäck so unerwartet an seiner Linie stehen. Aber nachdem wir

ihm unsere Geschichte erzählt haben, grinst er nur und lacht wie man so

verrückt sein kann im Oktober so eine Tour machen zu wollen. Aber seinen

Respekt bekommen wir gezollt.

40 Minuten Später sind wir in Bodö, der Hauptstadt des Nordlands. Die

2,5 Stunden bis zur Zugabfahrt reichen völlig aus diese Kleine Großstadt

zu erkunden. Das Gepäck verstauen wir für diese Zeit im Bahnhof, und

dann gehts an der Hafenkante vorbei am Hurtigruten Kai und den

Fähranlegern in die Innenstadt. Eindrücklich ist die Städtische

Bibliothek mit Blick auf den Yachthafen und natürlich der Burger King.

Ob man natürlich extra nach Bodö muss ausgerechnet in dem Laden zu

 

Mittag zu essen?!


Die Alternative ist, frische Krabben vom Kutter im Hafen zu holen und

auf der Kai Mauer zu verputzen! Es regnet schon wieder in Kübeln. Aber

die Stimmung ist gut. Es steht der nächste Abschnitt unserer Reise an.

Um 12:20 fährt der Zug aus einem der Nördlichsten Bahnhöfen der Welt und

wir sind an Bord. Dieses mal können wir zumindest das erste Drittel der

Reise nach Süden die Landschaft genießen. Am Saltfjord entlang fahren

wir in Richtung Inland, an Fauske vorbei und an Rognan dem hintersten

Ende des Fjords. Dann steigt die Strecke an auf fast 600 Meter. Wir

überqueren den Polarkreis auf dem Saltfjell. Im Schneetreiben gleitet

eine bizarre Landschaft aus Kiefernwäldern glattgeschliffenen Felstürmen

und Bächen an uns vorbei. Auch eine kleine Herde Rentiere kommt uns zu

 

Gesicht.


Mo i Rana ist der nächste größere Ort. Die Eisenerzproduktion läuft hier

noch, und bringt einigen Wohlstand in die Industriestadt. Schön ist der

Ort nicht gerade. Also schnell weiter in den Süden. Bis Mosjöen haben

wir noch Sonnenlicht. Rot schimmert sie die Wolken an und das Abendlicht

verleiht der Gebirgsregion mit den Fjorden eine besondere Stimmung.

Dann wird es Dunkel und wir fahren stundenlang durch die Wälder und das

Börgefjell. Am Fenster kann man den Schnee erahnen, der hier oben liegt.

Es wird richtig Abend und zeit das Vesper auszupacken oder im

Zugrestaurant einen Café zu bestellen. Wir vertreiben uns die Zeit mit

Reden, Lachen, Schlafen und Kartenspielen. Es ist schon interessant was

eine sooooo lange Zugfahrt mit einem macht. alles ist entspannt. und

doch kann man die leichte Anspannung aller Studienfahrer spüren: was

 

werden nun die nächsten Tage wohl bringen???


Erst einmal fahren wir um 22 Uhr in Trondheim ein. Die zweitgrößte Stadt

Norwegens begrüßt uns mit Nordlichtern (leider haben die nicht alle

gesehen!!!!) und einem Hostel das ursprünglich mal als

Re-Zivilisations-Auftankstelle gedacht war. Unsere Tour hat die Funktion

etwas verändert, was sie nicht weniger attraktiv für unser Unternehmen

gemacht hat.

Wir müssen schnell noch Proviant einkaufen, um uns für die Tour im Dovre

ausreichend ausgerüstet zu sein. In Norwegen kein Problem: KIWI macht

erst um 23 Uhr zu und wir decken uns mit allem Wichtigen ein.


Dann gilt es einen kleinen Nachtrundgang durch die Stadt zu machen. Die

Studentenstadt hat heute am Samstag ihren Ausgangstag: die Innenstadt

ist voll von gut bis leicht bekleideten Menschen. Heute versammelt man

sich zum Feiern in den Bars und Discos der Stadt. und dieses Feiern ist

durch exzessiven Alkoholkonsum geprägt. So viele Betrunkene und

volltrunkene hat man noch nie gesehen! auch uns hartgesottenen Festsauen

war dieser Anblick doch etwas befremdlich. Die Altstadt bei Nacht, der

Nidaros Dom im Scheinwerferlicht, die Hafenkante und die Speicherstadt

im Kunstlicht. Das alles bei eisigen Temperaturen. Es ist richtig kalt

hier im Süden!! und jeder denk sich nur: morgen gehts in die Berge und

in den Schnee, wie wird das wohl auszuhalten sein?

Drum schnell das warme Hostelzimmer aufgesucht und unter die Decke

 

gekrochen. Wärme und Energie tanken vor dem nächsten Reiseabschnitt.