Kurs Süd:
Unsere Zuflucht am Saltstraumen ist uns fast lieb geworden. Die Hütte,
die wir zu 13. bewohnen ist eigentlich zu klein für so viele Leute. Aber
wir arrangieren uns damit und die Enge lässt uns zusammenrücken. Jeder
nimmt Rücksicht auf jeden und der Gemeinsinn wird gestärkt. Wir haben
miteinander gekocht, , gegessen gelacht, sauber gemacht was nicht sauber
zu halten war, "gewohn" und vor allem die Annehmlichkeiten einer
Behausung von einer ganz neuen Seite schätzen gelernt.
Zugegeben war das hier nicht der ursprüngliche Plan, aber eine der
möglichen Optionen im Falle der witterungsbedingten Erfordernisse stelle
dieser Ort schon in der Planung auch dar.
Am Samstagmorgen heißt es dieses Quartier aufzugeben. Wie Sheckelton die
Endurance verlassen wir das vertraute Schiff am Saltstraumen und begeben
uns wieder in die Ungewissheit - zumindest mittelfristig. Denn was der
Süden bieten wird wissen wir ja auch noch nicht wirklich.
um 6Uhr geht es an diesem Morgen los: wir machen das Hüttlein klar und
hinterlassen es geschniegelt und gebügelt. Vielen, vielen Dank an den
Camping Platz Betreiber, der uns hier mit den Worten "nein zelten lass
ich euch in dem Dreckswetter hier nicht!! - ihr kommt mir in einem
Hüttchen unter!".
Dann stehen wir an der Bushaltestelle, und warten auf den Bus nach Bodö.
Der Busfahrer schüttelt zuerst den Kopf als der 13 gestalten sieht die
mit großem Gepäck so unerwartet an seiner Linie stehen. Aber nachdem wir
ihm unsere Geschichte erzählt haben, grinst er nur und lacht wie man so
verrückt sein kann im Oktober so eine Tour machen zu wollen. Aber seinen
Respekt bekommen wir gezollt.
40 Minuten Später sind wir in Bodö, der Hauptstadt des Nordlands. Die
2,5 Stunden bis zur Zugabfahrt reichen völlig aus diese Kleine Großstadt
zu erkunden. Das Gepäck verstauen wir für diese Zeit im Bahnhof, und
dann gehts an der Hafenkante vorbei am Hurtigruten Kai und den
Fähranlegern in die Innenstadt. Eindrücklich ist die Städtische
Bibliothek mit Blick auf den Yachthafen und natürlich der Burger King.
Ob man natürlich extra nach Bodö muss ausgerechnet in dem Laden zu
Mittag zu essen?!
Die Alternative ist, frische Krabben vom Kutter im Hafen zu holen und
auf der Kai Mauer zu verputzen! Es regnet schon wieder in Kübeln. Aber
die Stimmung ist gut. Es steht der nächste Abschnitt unserer Reise an.
Um 12:20 fährt der Zug aus einem der Nördlichsten Bahnhöfen der Welt und
wir sind an Bord. Dieses mal können wir zumindest das erste Drittel der
Reise nach Süden die Landschaft genießen. Am Saltfjord entlang fahren
wir in Richtung Inland, an Fauske vorbei und an Rognan dem hintersten
Ende des Fjords. Dann steigt die Strecke an auf fast 600 Meter. Wir
überqueren den Polarkreis auf dem Saltfjell. Im Schneetreiben gleitet
eine bizarre Landschaft aus Kiefernwäldern glattgeschliffenen Felstürmen
und Bächen an uns vorbei. Auch eine kleine Herde Rentiere kommt uns zu
Gesicht.
Mo i Rana ist der nächste größere Ort. Die Eisenerzproduktion läuft hier
noch, und bringt einigen Wohlstand in die Industriestadt. Schön ist der
Ort nicht gerade. Also schnell weiter in den Süden. Bis Mosjöen haben
wir noch Sonnenlicht. Rot schimmert sie die Wolken an und das Abendlicht
verleiht der Gebirgsregion mit den Fjorden eine besondere Stimmung.
Dann wird es Dunkel und wir fahren stundenlang durch die Wälder und das
Börgefjell. Am Fenster kann man den Schnee erahnen, der hier oben liegt.
Es wird richtig Abend und zeit das Vesper auszupacken oder im
Zugrestaurant einen Café zu bestellen. Wir vertreiben uns die Zeit mit
Reden, Lachen, Schlafen und Kartenspielen. Es ist schon interessant was
eine sooooo lange Zugfahrt mit einem macht. alles ist entspannt. und
doch kann man die leichte Anspannung aller Studienfahrer spüren: was
werden nun die nächsten Tage wohl bringen???
Erst einmal fahren wir um 22 Uhr in Trondheim ein. Die zweitgrößte Stadt
Norwegens begrüßt uns mit Nordlichtern (leider haben die nicht alle
gesehen!!!!) und einem Hostel das ursprünglich mal als
Re-Zivilisations-Auftankstelle gedacht war. Unsere Tour hat die Funktion
etwas verändert, was sie nicht weniger attraktiv für unser Unternehmen
gemacht hat.
Wir müssen schnell noch Proviant einkaufen, um uns für die Tour im Dovre
ausreichend ausgerüstet zu sein. In Norwegen kein Problem: KIWI macht
erst um 23 Uhr zu und wir decken uns mit allem Wichtigen ein.
Dann gilt es einen kleinen Nachtrundgang durch die Stadt zu machen. Die
Studentenstadt hat heute am Samstag ihren Ausgangstag: die Innenstadt
ist voll von gut bis leicht bekleideten Menschen. Heute versammelt man
sich zum Feiern in den Bars und Discos der Stadt. und dieses Feiern ist
durch exzessiven Alkoholkonsum geprägt. So viele Betrunkene und
volltrunkene hat man noch nie gesehen! auch uns hartgesottenen Festsauen
war dieser Anblick doch etwas befremdlich. Die Altstadt bei Nacht, der
Nidaros Dom im Scheinwerferlicht, die Hafenkante und die Speicherstadt
im Kunstlicht. Das alles bei eisigen Temperaturen. Es ist richtig kalt
hier im Süden!! und jeder denk sich nur: morgen gehts in die Berge und
in den Schnee, wie wird das wohl auszuhalten sein?
Drum schnell das warme Hostelzimmer aufgesucht und unter die Decke
gekrochen. Wärme und Energie tanken vor dem nächsten Reiseabschnitt.
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